Kommentare von Zen Investor

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60-Rappen-Blog

Kommentar vom 25.November 2022

Hallo BWM AG,

ich verfolge ihren Blog seit fast 10 Jahren und möchte ein paar Anmerkungen und Fragen anbringen.

Zunächst mal möchte ich erwähnen, dass ich als Hobby-Value-Investor tätig bin und auch nach wie vor der Meinung bin, dass dies der beste und langfristig sinnvollste Stil ist.

Ich finde es gut, dass Sie trotz schwieriger Jahre an diesem Stil festhalten. Das ist wirklich bewundernswert und ich hoffe, sie hören nie auf damit. Und natürlich hoffe und glaube ich, dass der Erfolg zurück kommt.

Ich habe eine Frage, die nichts direkt mit Value Investing zu tun hat:

Was sind allgemein die Voraussetzungen um einen eigenen Fond zu eröffnen? Ich überlege mir das schon lange, bin aber kein professioneller Investor und habe auch kein grosses Vermögen. Kann man das als Privatperson überhaupt?

Mit Wikifolio habe ich es schon versucht. Da ist der Haken, dass mein Wikifolio seit 1,5 Jahren nicht investierbar wird, weil es offensichtlich mit einem schweizer Partner von Wikifolio ein Problem gibt. Sonst wäre Wikifolio meine Lösung.

Ich persönlich habe eine eigene Investment-Strategie entwickelt. Wobei es sich eigentlich um eine Form von Value Investing handelt.

Der ganze Auswahlprozess ist bei mir streng regelbasiert. Das heisst, ich filtere nicht Aktien vor, und wähle dann das bekannteste Unternehmen, oder das wo ich das beste Gefühl habe.

Sondern ich habe wirklich zahlenbasierte Regeln, die alles vorgeben. Und das geht so:

Ich suche nach Aktien (nur in der Schweiz) die günstig bewertet sind. Ich schaue mir anhand der letzten 4 Jahre (zB Geschäftsjahre 2018, 2019, 2020, 2021 bzw. Buchwerte vom 31.12.2017 bis 31.12.2021) an, und errechne aus der Buchwert-Veränderung (unter Addition der Dividende und unter Berücksichtigung von Aktiensplits, etc.) die Eigenkapitalrendite. Dh ich nutze nicht die im Geschäftsbericht genannte EKR, sondern errechne sie selber anhand der Buchwert(Eigenkapital)-Veränderung.

Die so errechnete EKR ist meist niedriger, als offiziell ausgewiesen, weil ich ja Dividenden berücksichtige, etc und auch Abschreibungen schmälern den Buchwert.

Wenn dann eine EKR von zB 5% übrig bleibt, rechne ich: 5 mal 0,07 = 0,35. Diese Aktie kann ich kaufen für maximal KBV 0,35. Indirekt entspricht das einem KGV von 7. Der Verkauf ist bei KBV mal 0,15, in diesem Fall also KBV 0,75.

Ich habe dann noch ein paar Zusatz-Regeln, wie zB dass ich die maximale EKR auf 15% beschränke und solche Sachen.

Diese Zahlen sind natürlich sehr hart, ich finde meistens nur sehr wenige Aktien, die überhaupt Kaufbar sind. Aber dafür kaufe ich nur sehr günstig bewertete Unternehmen. Gerne beantworte ich Fragen dazu oder lese neugierig, was Sie von so einer Strategie halten.

Mir ging es bei der Entwicklung dieser Strategie auch darum, nach klaren Regeln und niemals nach Gefühl zu handeln.

Mit dieser Strategie kaufe ich sehr günstige und qualititative Aktien. Es wird immer zwischen quantitativen (nach Zahlen) und qualitativen Kriterien unterschieden. Für mich geht beides zusammen. Durch die Berücksichtigung der Buchwert-Veränderung sehe ich auch, ob ein Unternehmen Gewinne schreibt oder nicht. Und zwar im Durchschnitt über 4 Jahre.

Zur aktuellen Marktsituation habe ich mir diese Gedanken gemacht:

Ich hätte bis jetzt gesagt, dass wir uns seit anfang Jahr im Bärenmarkt befinden. Natürlich kann dieser erst sicher diagnostiziert werden, wenn -20% erreicht sind, aber rückblickend begann der Bärenmarkt anfang Jahr.

Und die letzten Tage kam mir dieser Gedanke: Seit 2009 versuchten die Zentralbanken die Inflation auf 2% hochzubringen und eine Deflation zu vermeiden. 2021 begann plötzlich eine Inflation und man war sich sicher, sie wäre nur von kurzer Dauer. Und plötzlich bleibt die Inflation und die Zinsen müssen erhöht werden.

Und heute denken alle, die Zinsen werden in 1 Jahr wieder sinken, die Inflation geht zurück und die Aktienmärkte können ab 2023 oder 2024 wieder steigen. Aber die Mehrheit und auch die Experten lagen 2009 bis 2021 damit falsch, dass die tiefen Zinsen die Inflation von 2% bringen. Und die Mehrheit lag auch falsch, als man 2021 dachte, die Inflation sei nur vorübergehend.

Ich glaube nun, dass wieder alle falsch liegen und die Zinsen und auch die Inflation nicht so schnell wieder sinken die nächste Zeit. Ich halte es für möglich, dass wir seit anfang 2022 in einem Seitwärtsmarkt sind, wo es um 30-50% auf und ab geht. Also dass die Aktienmärkte in Europa und USA zwischen kann über dem Hoch von ende 2021 und einem Drittel darunter schwanken werden und das vielleicht bis 2030 oder länger. Einfach weil niemand so ein Szenario erwartet und die Marktteilnehmer immer noch davon ausgehen, dass die hohen Zinsen und die Inflation vorübergehend sind.

So viel mal von mir. Ich habe eine kleine WebSite (Wikipedia-Software Mediawiki): zen-investor.ch

Mit freundlichen Grüssen

Zen Investor

cash.ch

Kommentar vom 1.Oktober 2022

Ich steige aus. Normalerweise geh ich nicht ständig in den Markt rein und raus.

Aber angesichts der hohen Inflation nehme ich an, dass die Zinsen auch 2023 weiter steigen müssen.

Wenn die Zinsen steigen, sinken die Bewertungen der Aktienmärkte und leide werden auch günstig bewertete Aktien runter gezogen.

Markettiming sollte man nicht machen. Aber hier ist die Sachlage so klar, dass ich sage: Jetzt alles verkaufen und ab März 2023 (wenn die neuen Jahreszahlen vorliegen) bei günstig bewerteten Unternehmen wieder einsteign.

Kommentar vom 2.Oktober 2022

Ich bin sonst niemand, der ständig rein und raus geht, aber angesichts der Gesamtlage verkaufe ich nächste Woche sämtliche Aktien aus meinem realen Portfolio.

Meine Logik ist:

Solange die Inflation in USA und EU zu hoch ist, müssen die Zinsen erhöht werden. Erst wenn die Inflation anfängt zurück zu gehen, können die Zinsen stabil gehalten und später (wenn die Inflation seit 6 Monaten zurück geht) gesenkt werden.

Die Inflation wird irgendwann im Jahr 2023 aufhören zu steigen.

Die Zinsen werden frühestens im Sommer 2023 gesenkt, eher erst 2024 (abhängig von der Inflation).

Erst dann können die Aktienmärkte wieder wachsen und zu höheren Bewertungen zurück gehen.

Den Tiefpunkt an den Aktienmärkten in EU/USA sehen wir also zwischen 1.Juli 2023 und 31.Dezember 2024.

Ab da beginnt entweder ein neuer Bullenmarkt, oder bei Zinsen über 2%, eher ein Seitwärts-Markt (siehe USA 1965-1972 oder 2000 bis 2009 mit vielen Auf und Abs).

Dann beginnt es sich zu lohnen, in niedrig bewertete Unternehmen zu investieren.

Also jetzt alles verkaufen, ab Juli 2023 den Wiedereinstieg prüfen, je nach dem, ob die Zinsen noch steigen oder nicht.

Kommentar vom 10.Oktober 2022

Also ich verkaufe jetzt aufgrund der Börsensituation alles.

Dies habe ich noch nie getan. Die Überlegung dahinter ist uA dass die Inflation frühestens nächstes Jahr im Griff ist, und daher die Zinsen noch weiter steigen müssen.

Also: Inflation erreicht Höhepunkt irgendwann 2023, ob Anfang oder Ende Jahr, weiss ich nicht.

Zinsen müssen entsprechend auch noch ein paar mal erhöht werden. Die Zinsen erreichen den Höchststand 2023, vielleicht 2024. Und sie werden vielleicht nicht sofort wieder sinken.

Ich bin daher recht sicher, dass die Aktienmärkte mindestens noch 6 Monate sinken werden. Es wäre daher beispielsweise sinnvoll, im Frühling wieder einzusteigen, wenn auch die neuen Jahreszahlen vorliegen.

Ich persönlich steige ein, sobald der SPI unter 12'500 steht, jedoch frühestens wenn für das jeweilige Unternehmen der Geschäftsbericht 2022 vorliegt.

Auf meiner Homepage erläutere ich auch meine Strategie detailiert (nach welchen Kriterien ich kaufe und verkaufe).

Kommentar vom 11.Oktober 2022

Hallo Turicum 22,

Du schreibst, die 2020er Jahre werden als grösste Wirtschafts- und Finanzkrise in die Geschichte eingehen, und Bargeld werde massiv entwertet, deshalb sei ein Ausstieg aus Aktien nicht sinnvoll. Aber die Aktien sinken ja auch stark.

Mir ist klar, dass Aktien im Gegensatz zu Bargeld wieder an Wert gewinnen werden.

Ich glaube, dass der schweizer Franken und der US-Dollar am Wenigsten abwerten werden, und dass daher ein Ausstieg sinnvoll ist. Bei deinem vorhergesagten SMI unter 3'000 Punkten (fast 80% Wertverlust vom Stand vor 1 Jahr) glaube ich, dass ich mit Bargeld besser da stehe.

Ich glaube und hoffe, dass es keine massive Wirtschaftskrise geben wird, sondern sich alles wieder einpendelt. Im Jahr 2025 gehe ich davon aus, dass die Inflation unter 5% steht und die Zinsen gesenkt werden, während die Aktienmärkte noch weit unten stehen (SMI vielleicht bei 5'000 bis 10'000).

Kommentar vom 11.Oktober 2022

Die Frage ist, wie schlimm ist die Sache, welche Strafen drohen Leonteq?

Leider ist dem Cash-Artikel nicht zu entnehmen, welche Summen die fraglichen Transaktionen umfassen.

Gemäss einem Artikel in einem privaten Blog (der mit "Inside" anfängt), ging es um überwiesen 120'000 Euro. Wenn es wirklich nur um diese Summe geht, kann ja die Strafe nicht viel höher ausfallen. Auf jeden Fall nicht in einen Bereich, die Leonteq ernsthaft weh tun würde. Und dann wiederum ist der Aktienkurs zu stark abgestraft worden.

Kommentar vom 25.November 2022

Seit 2009 versuchten die Zentralbanken die Inflation auf 2% hochzubringen und eine Deflation zu vermeiden. 2021 begann plötzlich eine Inflation und man war sich sicher, sie wäre nur von kurzer Dauer. Und plötzlich bleibt die Inflation und die Zinsen müssen erhöht werden.

Und heute denken alle, die Zinsen werden in 1 Jahr wieder sinken, die Inflation geht zurück und die Aktienmärkte können ab 2023 oder 2024 wieder steigen. Aber die Mehrheit und auch die Experten lagen 2009 bis 2021 damit falsch, dass die tiefen Zinsen die Inflation von 2% bringen. Und die Mehrheit lag auch falsch, als man 2021 dachte, die Inflation sei nur vorübergehend.

Ich glaube nun, dass wieder alle falsch liegen und die Zinsen und auch die Inflation nicht so schnell wieder sinken die nächste Zeit. Ich halte es für möglich, dass wir seit anfang 2022 in einem Seitwärtsmarkt sind, wo es um 30-50% auf und ab geht. Also dass die Aktienmärkte in Europa und USA zwischen kann über dem Hoch von ende 2021 und einem Drittel darunter schwanken werden und das vielleicht bis 2030 oder länger. Einfach weil niemand so ein Szenario erwartet und die Marktteilnehmer immer noch davon ausgehen, dass die hohen Zinsen und die Inflation vorübergehend sind.

Kommentar vom 29.November 2022

Turicum rät allen, zu verkaufen. Das habe ich in der Tat im Oktober getan, weil ich von einem längeren Bärenmarkt ausging. Inzwischen denke ich aber, wir befinden uns in einem Seitwärtsmarkt. Diesen erwartet niemand und dies gab es auch schon sehr lange nicht mehr. Alle erwarten, dass es nun abwärts geht, und sobald die Inflation im Griff ist und die Leitzinsen wieder gesenkt werden, geht's wieder aufwärts.

Aber:

Was, wenn sich alle irren? In den USA (wo die meisten Daten verfügbar sind), gab es ca. 1965 bis 1981 sehr hohe Zinsen wg. hoher Inflation und genau in der Zeit gingen die Aktienmärkte auf und ab, wobei 1981 die Kurse nicht höher als 1965 waren.

Wir befinden uns möglicherweise wieder in so einer Phase mit hoher Inflation und steigenden Zinsen.

Daher ist es auch die Zeit des Value Investings, wenn in so einem Seitwärtsmarkt werden es tief bewertete Aktien leicht haben, gut abzuschneiden.

Basierend auf den Schlusskursen hatte der SPI am 28.Dezember 2021 mit 16'552 Punkten seinen bisherigen Höchststand. Bis am 24.Januar 2022 ging es auf 15'073 um 8,94% runter, nur um dann anschliessend bis zum 2.Februar um 4,01% auf 15'677 Punkte zu steigen.

In der Folge ging es langsam wieder um 10,40% bis am 8.März 2022 auf 14'046 Punkte herunter. Anschliessend ging es bis zum 11.April um 13,82% auf 15'988 Punkte rauf. Danach ging es bis zum 17.Juni um 15,82% auf 13'460 Punkte herunter.

Bis zum 4.August erholte sich der SPI wieder um 7,94% auf 14'529 Punkte, nur um dann anschliessend bis zum 26.September um 10,91% auf 12'943 Punkte zu fallen.

Bis zum letzten Freitag, 25.November 2022 stieg der SPI dann wieder auf 14'292 Punkte, was einem Plus von 10,42% entspricht.

Die Entwicklung war also seit dem 28.Dezember 2021 -8,94% + 4,01% - 10,4% +13,82% -15,82% +7,94% -10,91% +10,42%.

Und ich denke, genau so wird es weiter gehen. Der SPI wird die nächsten 5 Jahre die meiste Zeit im Bereich 11'000 bis 16'500 Punkte bewegen.

Das geht solange, bis die Leute weniger an Aktien glauben, als bisher. So wie man bisher dachte, Aktien gingen nur aufwärts, es kann keinen längeren Crash geben (auch noch bestätigt durch den kurzen Corona-Crash), genau so wird die Mehrheit im Jahr 2030 glauben, mit Aktien könne man langfristig nichts verdienen. Diese Stimmung ist dann ein guter Ausgangspunkt für den nächsten Bullenmarkt, der irgendwann in den 30er Jahren starten wird.

Tim Schäfer Media

Kommentar vom 18.Oktober 2022

Hallo Tim,

Ja, die Börsen werden natürlich irgendwann steigen, und weiterzukaufen erscheint sinnvoll.

Ich persönlich bin jedoch erstmals aus der Börse komplett ausgestiegen und werde frühestens im März 2023 wieder einsteigen (wenn die neuen Geschäftsberichte reintrudeln).

Das ist kein Market-Timing, da ich ja nicht sage "Jetzt ist der Tiefpunkt" da. Vereinfacht gesagt warte ich auf eine Untergrenze bei den Indizes, bevor ich wieder einsteige.

Den Tiefpunkt erwarte ich persönlich nicht vor dem 1.Juli 2023, vielleicht zwischen 1.Juli 2023 und 1.Juli 2024. Weil ich denke, dass die Zinsen so lange weiter steigen oder hoch bleiben müssen, wie die Inflation über 5% liegt, und das wird jetzt wahrscheinlich nochmals 1 Jahr gehen.

Ich persönlich rate allen, erst ab 1.Juli 2023 wieder einzusteigen. Und zwar explizit auch dann, wenn wir uns dann in einem krassen Bärenmarkt befinden. Im Juli 2023 ist sicher ein noch besserer Einstiegszeitpunkt als jetzt, und jetzt ist schon ein besserer Einstiegspunkt als vor 9 Monaten.

Ich habe unter dem Titel Bärenmarkt 2022 auch auf meiner Homepage genau beschrieben, wie ich die Lage sehe.

Liebe Grüsse

Kommentar vom 25.November 2022

Zur aktuellen Marktsituation habe ich mir diese Gedanken gemacht:

Ich hätte bis jetzt gesagt, dass wir uns seit anfang Jahr im Bärenmarkt befinden. Natürlich kann dieser erst sicher diagnostiziert werden, wenn -20% erreicht sind, aber rückblickend begann der Bärenmarkt anfang Jahr.

Und die letzten Tage kam mir dieser Gedanke: Seit 2009 versuchten die Zentralbanken die Inflation auf 2% hochzubringen und eine Deflation zu vermeiden. 2021 begann plötzlich eine Inflation und man war sich sicher, sie wäre nur von kurzer Dauer. Und plötzlich bleibt die Inflation und die Zinsen müssen erhöht werden.

Und heute denken alle, die Zinsen werden in 1 Jahr wieder sinken, die Inflation geht zurück und die Aktienmärkte können ab 2023 oder 2024 wieder steigen. Aber die Mehrheit und auch die Experten lagen 2009 bis 2021 damit falsch, dass die tiefen Zinsen die Inflation von 2% bringen. Und die Mehrheit lag auch falsch, als man 2021 dachte, die Inflation sei nur vorübergehend.

Ich glaube nun, dass wieder alle falsch liegen und die Zinsen und auch die Inflation nicht so schnell wieder sinken die nächste Zeit. Ich halte es für möglich, dass wir seit anfang 2022 in einem Seitwärtsmarkt sind, wo es um 30-50% auf und ab geht. Also dass die Aktienmärkte in Europa und USA zwischen kann über dem Hoch von ende 2021 und einem Drittel darunter schwanken werden und das vielleicht bis 2030 oder länger. Einfach weil niemand so ein Szenario erwartet und die Marktteilnehmer immer noch davon ausgehen, dass die hohen Zinsen und die Inflation vorübergehend sind.

Gastbeitrag vom 28.November 2022

Den folgenden Gast-Beitrag hat Zen Investor per E-Mail an Tim Schäfer gesandt, jedoch nie eine Reaktion erhalten.

Liebe Leserinnen und Leser des Tim Schäfer Blogs,

Lieber Tim,

heute wage ich mal den Schritt eines Leserbriefs oder Gastbeitrags für diesen Blog, den ich seit rund 10 Jahren lese.

Ich habe mich vor genau 10 Jahren, etwa im November 2012 begonnen, intensiver mit der Börse und Aktien zu befassen.

Beeinflusst war ich von verschiedenen Blogs, aber auch ein paar Studien die man online damals finden konnte.

Ich selbst verfolge einen gänzlich anderen Ansatz als die Mehrheit der Investoren. Ich selbst glaube an das Value Investing und dass es immer wieder Fehlbewertungen von Unternehmen gibt.

Einerseits gehört für mich ein guter Preis zum Value Investing, andererseits muss es ein gutes Unternehmen sein, zumindest eines, dass noch ein bisschen Geld verdient die nächsten Jahre.

Ich glaube, viele Leute, auch selbsternannte Value Investoren, achten nur auf die Qualität und nicht auf den Preis. Dabei ist ja gerade der Preis ein Kernpunkt des Value Investings. Dazu gehört auch eine Sicherheitsmarge (Margin of Safety).

Unternehmen wie Coca Cola, Microsoft, Intel, Procter & Gamble, IBM, etc. waren zweifelslos bereits vor 25 Jahren gute Unternehmen und sind es auch heute noch. Sie sind weltweit bekannte Marken, standen nie nahe der Pleite in den letzten 25 Jahren, sind heute viel grösser als damals. Sie wären vor 25 Jahren ein Kauf gewesen und wären es auch noch heute. Da dürften sich alle einig sein.

Wer Procter & Gamble am 3.Dezember 1999 für 56$ gekauft hätte, hätte erst 6 Jahre später, im Dezember 2005 ein Plus erzielt (2004 gabs ganz kurz +1% für wenige Tage).

Hätte jemand IBM am 6.Juli 1999 für rund 130$ gekauft, wäre sie erst im Oktober 2010, also nach über 11 Jahren, im Plus gewesen, und hätte bis heute rund 12,5% Gesamtrendite erreicht, was ca. 0,5% p.a. entspricht.

Wer Coca Cola Company am 10.Juli 1998 für 43$ gekauft hätte, hätte erst 16 Jahre später, im November 2014 erstmals im Plus, und danach war sie teilweise wieder unter 43$. Wer Coca Cola vom 10.Juli 1998 bis am 28.November 2022, also beinahe 25 Jahre lang, gehalten hätte, hätte ein (ohne Dividenden) ein Plus von 44% bei einem Kurs von rund 62$, was einer Performance von 1,5% p.a. entspricht.

Wer Microsoft am 17.Dezember 1999 für fast 58$ gekauft hätte, wäre erst ab Oktober 2016, also nach fast 17 Jahren, richtig (um mehr als 1%) im Plus gewesen.

Wer Intel am 18.August 1999 für rund 70$ gekauft hätte, wäre bis heute, nach 23 Jahren, noch nicht im Plus gewesen.

In diesen Berechnungen fehlen die Dividenden, ohne die es ein bisschen besser ausgesehen hätte. Aber am Grundproblem ändert es nichts: Wer zum falschen Preis kauft, macht ein schlechtes Geschäft, sogar wenn es eine der grössten, erfolgreichsten ud bekanntesten Marken mit einem "Burggraben" ist, die die oben genannten Unternehmen.

Und trotz ihres Burggrabens, ihrer weltweit führenden und bekannten Marken, ihres kontinuierlich gut laufenden Geschäftes waren alle diese Unternehmen sehr schlechte Investitionen in den Jahren 1998 und 1999 (und eigentlich auch von ca. 1995 bis 2002).

Wieso ist das so? Weil diese Unternehmen im Zuge der dotcom-Blase und gemessen an Zahlen wie Mehrjahres-KGV oder KBV, etc. extrem hoch bewertet waren in der zweiten Hälfte der 90er Jahren. Und ja, das hätte man damals erahnen können.

Klar habe ich Extrembeispiele herausgepickt. Aber es zeigt eben, dass man teilweise Jahrzehnte warten musste, um etwas damit zu verdienen. Coca Cola hat eine Kursrendite (ohne Dividenden) von 1,5% p.a. geschafft die letzten 25 Jahre, IBM 0,5% p.a. ...

Wenn ich als Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes mich für ein Cola-Produkt entscheiden muss, kann ich auch nicht sagen: "Ich will Original Coca Cola, weil das die beliebteste Cola-Marke auf der Welt ist. Ich kaufe die für 3 Euro/CHF pro 5 dl-Flasche ein und verkaufe die für 3,50 pro Flasche weiter."

Würde ich ein günstiges Konkurrenz-Produkt wie zB "Billig-Cola" einkaufen können für 30 Cent/Rappen pro 5 dl-Flasche und kann diese für 90 Cent/Rappen im Laden verkaufen, beträgt mein Gewinn (ohne Personal- und Lagerkosten, etc) 200%. Diese "billig-Cola" würde mir mehr Geld einbringen, also eine Marken-Cola überteuert einzukaufen. Oder einfacher:

Im Einkauf liegt der Gewinn.

Ich wundere mich bis heute immer wieder, wie die Leute an der Börse nur auf gute,beliebte Unternehmen schauen, und bei beliebten Unternehmen bereit sind, fast jeden Preis zu zahlen, ohne Zahlen zu vergleichen. Gerade heute, wo dank Internet, extrem viele Daten sehr übersichtlich auffindbar sind.

Natürlich entscheidet nicht nur der Preis, sondern die Qualität spielt auch eine Rolle. Ich will schliesslich kein günstiges Unternehmen kaufen, dass kurz vor der Insolvenz steht. Das ist klar. Aber Preis und Qualität müssen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

In meiner Strategie (die ich hier jetzt nicht zu detailiert und kompliziert erklären möchte) achte ich auf genau eben 2 Punkte: Qualität und Preis.

Ich hoffe, diese Ausführungen waren für die Werte Leserschaft erleuchtend und schärft ein bisschen das Bewusstsein für den Preis bzw. die Bewertung der Aktie.

Dass die Märkte in gewissen Punkten effizient sind (zB alle verfügbaren Informationen sind stets eingepreist), bezweifle ich nicht. Ich kann also keinen Vorteil erzielen, weil ich schneller bin als andere Anleger.

Aber Menschen denken und handeln nicht rational, sondern auch emotional. Wie oft las ich früher in einem bestimmten Forum, wie die Leute eine Aktie bewerten und finden, "mit einem KGV von 40 ist sie schon sehr teuer, aber es ist so ein gutes Unternehmen, das kaufe ich trotzdem"? Die Leute ignorieren die eigene Analyse mit schwammigen Begründungen wie "Mein Bauchgefühl stimmt" oder Ähnliches.

Das tue ich nicht, ich investiere streng nach Regeln, egal ob ich in der Minderheit bin.

Wie geht es 2023 weiter?

Als die Inflation kaum über 0% kam, obwohl die Geldschleusen der Nationalbanken offen waren, wunderten sich alle.

Als 2021 die Inflation stieg, sagten alle, das sei von kurzer Dauer, das vergehe wieder. Ich fragte mich schon damals: Was ist, wenn die Mehrheit sich irrt und die Inflation bleibt?

Heute glauben die meisten Börsenteilnehmer, wir seien in einem Bärenmarkt, dieser sei bald am Tiefpunkt, und die Inflation lasse sich bremsen und damit können die Zinsen in ende 2023 schon deutlich sinken.

Was ist, wenn sich wieder alle irren? Was ist, wenn China weiterhin hart bleibt mit ihrer Zero-Covid-Strategie, die Wirtschaft in USA weiterhin überhizt ist, und schlussendlich in EU und USA die Inflation für den Rest des Jahrzehnts bei 3 bis 5% bleibt?

Dann müssten auch die Leitzinsen höher bleiben und was dann am Aktienmarkt passiert, sieht man im Chart des S&P 500 oder des Dow Jones Index für die Jahre 1965 bis 1981. Die Aktien stagnierten, es ging um 30% auf und ab. Die Leitzinsen sanken in den USA ab 1981, und 1 Jahr darauf stiegen die Aktienmärkte.

Ich habe daher langsam den Verdacht, dass wir 2022 bis 2030 einen Seitwärtsmarkt sehen und die sehr hohen Bewertungen, die seit 25 Jahren herrschen in USA und EU langsam abgebaut werden.

Also kein Bärenmarkt und ab nächstes Jahr wieder ein mehrjähriger Bullenmarkt, sondern ein auf und ab für fast 10 Jahre.

Für Buy & Hold Anleger kann das gut oder schlecht sein. Schlecht, weil man möglicherweise im Schnitt nichts verdient mit Aktien die nächsten 5+ Jahre. Gut kann es aber sein, wenn man günstige Aktien kauft, denn diese steigen stärker als der Durchschnitt.

Ich hoffe, die Leserschaft konnte meinen Ausführungen folgen. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Ich habe extra darauf verzichtet, meine Strategie mit zu komplexen Beispielen und Formeln zu erklären, sondern habe versucht, die für mich wesentlichen Grundlagen zu erklären.

Es grüsst euch

Euer Zen Investor

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